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Nachdem Paperless-NGX auf meiner UGREEN-NAS endlich lief, kam der nächste wichtige Schritt:
Wie bringe ich Struktur in das System?
Und vor allem: Wie viel Struktur braucht man überhaupt?
Meine ehrliche Antwort:
Ich habe meine Struktur mehrfach komplett umgeworfen — und das ist völlig normal.
Denn Paperless-NGX arbeitet ganz anders als klassische Ordnersysteme.
Warum Struktur wichtig ist – aber weniger als man denkt
Je mehr ich mit Paperless-NGX gearbeitet habe, desto klarer wurde mir:
Die größte Stärke liegt nicht in Ordnern, Tags oder starren Kategorien, sondern in der OCR-Volltextsuche.
Sobald ein Dokument importiert und verarbeitet wurde, sind z. B.:
- Rechnungsnummern
- Vertragsnummern
- Namen
- Adressen
- Beträge
- Stichwörter
- Firmennamen
in der Suche auffindbar.
Das bedeutet:
Ich muss oft gar nicht wissen, wo ein Dokument liegt — ich finde es einfach über die Suchleiste.
Diese Erkenntnis hat meinen gesamten Umgang mit Paperless-NGX verändert.
Mein Weg zur Struktur: Vom Tag-Chaos zur pragmatischen Lösung
Am Anfang: Ich wollte alles perfekt machen
Ich habe am Anfang jedes Dokument mit vielen Tags versehen:
- Auto
- Haus
- Versicherung
- Steuer
- Energie
- Garantie
- Handwerker
- etc.
Ich war überzeugt: Je genauer, desto besser.
Spoiler: Das war Unsinn.
Die Tag-Liste wurde schnell unübersichtlich und ich habe gemerkt, dass ich mich viel zu sehr mit micromanagement beschäftigte.
Der Wendepunkt: OCR macht 80 % der Arbeit
Der große Vorteil von Paperless-NGX ist die volltextbasierte Suche.
Wenn ich eine bestimmte Abbuchung suche, gebe ich z. B. einfach ein:
„Stadtwerke September 2023 Abschlag“
Und Paperless-NGX zeigt mir das richtige Dokument.
Selbst wenn ich es bei der Ablage komplett falsch getaggt hätte.
Meine heutige Struktur: Korrespondenten zuerst, Tags nur gezielt
Ich habe mich dann für eine viel einfachere Strategie entschieden:
1. Korrespondenten sind die Basis
Ich habe folgende Korrespondent-Gruppen angelegt:
- Banken
- Versicherungen
- Energieversorger
- Haus / Stadt
- Hausverwaltung (für VBR)
- Internet / Telefon
- Amt / Behörde
- Arbeitgeber
- Verträge allgemein
- Händler / Shops
- Handwerker
Je mehr Dokumente ich einsortiert habe, desto besser wurde Paperless-NGX darin, automatisch den richtigen Korrespondenten vorzuschlagen.
Heute trifft das System bei mir rund 80 % der Zuordnungen selbständig.
2. Tags nur für wichtige Dinge
Tags setze ich heute nur noch für:
- Steuer
- Finanzen
- Posteingang (sehr wichtig)
- Archiviert
- Projekte
Insbesondere Posteingang hat meine Arbeitsweise verändert:
Der Tag „Posteingang“
Alle neuen Dokumente — egal ob gescannt oder per E-Mail — bekommen bei mir automatisch diesen Tag.
Vorteile:
- Ich sehe sofort, was neu ist.
- Ich prüfe die automatische Zuordnung.
- Ich ordne Benutzerrechte zu (z. B. Steuer ? auch meine Frau)
- Danach nehme ich das Tag wieder weg.
Und ab da ist das Dokument „aus den Augen, aus dem Sinn“.
Wenn ich es brauche ? Suche.
Ansonsten ? Papiervernichter.
Warum Änderungen jederzeit möglich sind (und völlig unproblematisch)
Ein wichtiges Feature von Paperless-NGX, das vielen nicht bewusst ist:
Man kann jederzeit umstrukturieren – ohne Aufwand.
Ein Beispiel aus meiner Praxis:
Zuerst hatte ich alle Versicherungen im Korrespondenten „Versicherung“.
Später merkte ich:
Für die Steuer wäre es sinnvoll, bestimmte Versicherungen in eigene Korrespondenten zu verschieben.
Früher wäre das ein Chaos gewesen.
Ordner auf, Dateien sortieren, verschieben, doppelt prüfen …
In Paperless-NGX ging es so:
- Versicherungsnamen in die Suchleiste eingeben
- Alle Dokumente anzeigen lassen
- Gesamte Auswahl markieren
- Neuem Korrespondenten zuweisen
Zeitbedarf: 1–2 Minuten.
Keine Fehlersuche, kein Durcheinander, kein Stress.
Und genau deshalb sollte man sich am Anfang gar nicht zu sehr verkünsteln.
Paperless-NGX ist flexibel genug, jederzeit Strukturen anzupassen.
Zugriff für andere Benutzer – Beispiel Steuer
Ein Workflow, den ich nicht mehr missen möchte:
- Wenn ein Dokument mit „Steuer“ getaggt ist
- bekommt meine Frau automatisch Zugriff darauf
Das ist extrem hilfreich, weil sie unsere Steuer macht.
Ich muss nichts weiterleiten, nicht daran denken, nicht suchen.
(Die technische Umsetzung kommt in Teil 7 – Automatisierung.)
Der Moment, in dem sich alles lohnt: Papiervernichter
Heute habe ich nur noch sehr wenige physische Dokumente.
Alles andere:
- wird gescannt
- landet im „Posteingang“
- wird geprüft
- verschwindet im Papiervernichter
Und falls ich mal etwas brauche – die Suche liefert es mir in Sekunden.
Keine Ordner mehr.
Keine dicken Hefter.
Kein „Wo war das nochmal?“.
Nur noch digitale Klarheit.
Fazit
Teil 4 ist der wichtigste Wendepunkt der ganzen Serie.
Hier wird deutlich:
- Du brauchst keine perfekte Struktur
- Paperless-NGX lebt von der Suche
- Korrespondenten sind eine gute Basis
- Tags lieber sparsam einsetzen
- Der „Posteingang“ schafft Übersicht
- Umstrukturieren ist jederzeit extrem einfach
- Das System wird besser, je länger du es nutzt
Und das Beste:
Du sparst Platz, Zeit und Nerven.
Weiterführende Artikel der Serie
- Teil 1: Warum Scannen allein nicht reicht
- Teil 2: Wie Paperless-NGX im Hintergrund arbeitet
- Teil 3: Installation & Setup auf meiner UGREEN-NAS
- Teil 4: Konfiguration & Strukturen (dieser Artikel)
- Teil 5: Papier-Workflow
- Teil 6: E-Mail-Import
- Teil 7: Automatisierung
- Teil 8: Backups & Sicherheit
- Teil 9: Praxisbeispiele
- Teil 10: Mein komplettes Setup
Sonderartikel:
?? Mein Docker-Compose für die UGREEN-NAS – vollständig erklärt